„Wir müssen mal handeln“ – Die Faire Woche 2024 an der Max-Eyth-Schule zielt auf Klimagerechtigkeit

Die diesjährige Faire Woche der Max-Eyth-Schule (MES) vom 13.-27.9.2024 stand unter dem Motto “Fair und kein Grad mehr – #fairhandeln für Klimagerechtigkeit”. Neben dem Verkauf diverser fair gehandelter Lebensmittel (u. a. Bananen, Getränke und Schokolade) und der Präsentation einer Fairtrade-Ausstellung, die das Fairtrade-System und die Grundideen der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit (Agenda 2030, Nachhaltigkeitsziele, Bedeutung der Fairtrade-Labels etc.) vermittelt, organisierte die Fairtrade-Gruppe unserer Schule zwei Diskussionsveranstaltungen.

Am Montag, den 16.9., hielt Jürgen Eiselt, Projektmanager für erneuerbare Energien der Stadt Frankfurt a.M., in der Aula vor knapp 100 Schülerinnen und Schülern einen Vortrag zu dem Thema „Was müssen wir jetzt/hier bei uns gegen die Erderhitzung tun?”. Am Ende zitierte Eiselt den Gandhi-Satz: “Be the change you want to see in the world“, den Wahlspruch unserer Fairtrade-Gruppe.

Die Studierenden wiesen auf Umstellungsschwierigkeiten auf regenerative Energien in Wirtschaft und Verkehr hin (die Ladeinfrastruktur sei noch wenig vereinheitlicht und das Aufladen dauere zu lange); man/frau zeigte sich genervt von einer uneinigen Politik; die Zeit für die Bewilligung von Windrädern wurde nicht verkürzt; auch der Lithium -Abbau geschehe zum Teil in fragwürdigen politischen Systemen und unter ausbeuterischen Bedingungen. Jürgen Eiselt wies darauf hin, dass die Solartechnologie entschlossener eingesetzt werden muss; 40% der CO2-Emissionen einer Schule gehen auf den Transport zurück, 30% auf den Heizungsbereich…

Es wurden weitere interessante Zahlen genannt: Nur 0,3% der Erdoberfläche muss genutzt werden, um die Menschheit mit genügend Strom zu versorgen (1% der Erdoberfläche ist bebaut und 27% werden für die Nutztierhaltung genutzt). Eiselt ist ein Energieberater, der selbst anpackt, und so schlug er vor, die Energiewende an der Schule selbst in die Hand zu nehmen, und bot seine Hilfe an, um Geldgeber für die schulischen Solarprojekte zu finden.

Die hr-Redakteurin Judith Kösters, die federführend bei der Produktion des Klima-Funkkollegs beteiligt war, stellte am Donnerstag, den 19.9.2024, die zwölfte Folge „Gibt es ein Recht auf Zukunft?” vor. Das Thema ihrer Veranstaltung in einer vollbesetzten Aula lautete: „Wir müssen mal reden handeln – Klimakollaps, Klimarettung, Klimagerechtigkeit“. Kösters stellte in der Diskussion heraus, dass in der Bundesrepublik seit 1990 schon viel CO2 eingespart wurde, der Verkehrssektor allerdings bisher deutlich weniger Emissionen eingespart hat als andere Sektoren.

Nach dem Pariser Klima-Abkommen von 2015 haben sich alle Staaten dazu verpflichtet, die schädlichen Klimagase bis 2045 vollständig zu vermeiden. Nach dem Bundesverfassungsgerichtsurteil von 2021, das von Juristen als Meilenstein angesehen wird, ist die derzeitige Bundesregierung zu mehr Anstrengungen in der Klimapolitik verpflichtet, da sonst die Bürgerinnen in zehn Jahren übergroße Freiheitseinschränkungen auf sich nehmen müssten, um das Klimaziel zu erreichen (intertemporale Freiheitssicherung). Es darf also keinen Aufschub der notwendigen Klima-Anstrengungen geben, daher auch die erneute Zukunftsklage vom 16.9. vor dem obersten deutschen Gericht, die nochmals eine wirkungsvollere Klima-Politik erwirken will.

Mit einigen Maßnahmen kann viel erreicht werden: So ist etwa der CO2-Einspar-Effekt durch die Bewässerung der Moore (2.200 Milliarden Tonnen) um ein Vielfaches wirkungsvoller als die Verpressung von CO2 in der Erde (Carbon Capture Storage, CCS, derzeit 0,046 Mrd. Tonnen, also nur 46 Millionen Tonnen), auch wenn für Letzteres häufiger geworben wird. Schließlich wurde in der Diskussion klar, dass viele Unternehmen an den alten fossilen Wirtschaftsstrukturen festhalten, um noch möglichst lange mit ihrem überkommenen Geschäftsmodell Gewinne zu machen, und einige Ölkonzerne überdies auch durch Desinformationskampagnen auf Tiktok die Notwendigkeit eines Umstiegs auf regenerative Energien herunterspielen, wie einst die Tabakindustrie die Schädlichkeit des Rauchens bagatellisiert hat (vgl. J. Reese, C. Weingart, „Die Lobby der Angst“, in: FR vom 16.9.2024).

Beide Referenten baten die Schülerinnen und Schüler darum, Informationen aus den Sozialen Netzwerken zu überprüfen; denn es verbreiten hier auch viele Klimaleugner ihre kruden, wissenschaftlich unhaltbaren Meinungen.