Während der Fairen Woche vom 15.-29.9.2023, die dieses Jahr unter dem Motto „Fair und kein Grad mehr! #Fairhandeln für Klimagerechtigkeit“ stand, fanden in der Aula der Max-Eyth-Schule zwei Diskussionsrunden statt. Insgesamt 11 Kurse/Klassen aus verschiedenen Bildungsgängen, die auch im Unterricht das Problem der Klimakrise behandelten, nahmen daran teil.
Am 18.9. lautete das Thema: „Hitzetote, Klimaflüchtlinge, C02-Budget – Was ist gerecht/fair in der Klimakrise?“. Die hr-Redakteurin Judith Kösters stellte sich den Fragen der Schülerinnen und Schülern. Die bekannte Journalistin präsentierte die letzte Folge des Funkkollegs Klima, das sie konzipierte und verantwortlich leitete: Die Funkkolleg-Folge „Jung geht baden – Gibt es ein Recht auf Zukunft?“ erläuterte die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vor zwei Jahren (24.3.2021), die in einer wegweisenden Entscheidung die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen der Regierung als zu gering und nicht verfassungskonform kritisierte. Wenn die Klimaziele erreicht werden sollen, dürfen nicht alle Auflagen und Beschränkungen der Bevölkerung nach 2030 zugemutet werden; die Freiheit der künftigen Generation darf nicht über Gebühr eingeschränkt werden; der Schutz der Lebensgrundlagen (Art. 2 GG) schließt den Schutz vor jedweden Beeinträchtigungen durch die Klimaerhitzung ein.
Bei dem Gespräch mit Frau Kösters wiesen die Schülerinnen und Schüler darauf hin, dass die E-Autos in anderen Ländern um ein Mehrfaches billiger seien. Mehrfach betonten sie ihr Recht, als junge Menschen ihr Leben zu leben. Zugleich wurde vielfach die Bereitschaft bekundet, alles zu tun, damit nun die nötige Klimawende und der Schutz der Artenvielfalt gelingen. Gerade den Kursen der gymnasialen Oberstufe, die sich mit dem Halbjahresthema Gerechtigkeit auseinandersetzen, erschien der neue Begriff „Klimagerechtigkeit“ herausfordernd: Als schreiende Ungerechtigkeit wurde empfunden, dass die arme Mehrheit der Weltbevölkerung, die unter den Folgen der Klimaerhitzung unmittelbar leiden wird, diese nicht verursacht hat. Dagegen haben die Industriestaaten, die während der Industrialisierungsphase das schädliche Treibhausgas produziert und den Treibhauseffekt maßgeblich verursacht haben, erst 2022 bei der letzten Klimakonferenz in Sharm el Sheikh (COP 27) auf heftiges Drängen hin jährliche Ausgleichszahlungen in Höhe von 100 Mrd. Dollar zugesichert; die Geldsumme wurde allerdings schon im ersten Jahr nicht aufgebracht.
Am 26.9. hatten bei der zweiten Diskussion die Schülerinnen und Schüler dann die Gelegenheit, sich mit dem brisanten Klimaproblem konkreter zu beschäftigen: Die Veranstaltung trug den Titel „#fairhandeln für Klimagerechtigkeit – Was müssen wir jetzt/hier bei uns gegen die Klimaerhitzung tun?“. Dr. Jürgen Eiselt, Publizist/Umweltaktivist von Scientists for Future und Mitbegründer des Energieberatungsinstituts „Europäische Energiewende Community“, und Theo Felber, der Klimaschutzmanager der Stadt Dreieich, waren der Einladung in die Max-Eyth-Schule gefolgt. Jürgen Eiselt hielt zunächst ein Referat, bei dem er allen Zuhörenden nochmals eindringlich die Folgen der Erderhitzung und die Lösungsmöglichkeiten durch eine solare Energiegewinnung und vielfältige Maßnahmen der Energieeinsparung vor Augen stellte. Auch hier wurde das Unbehagen der Schülerinnen und Schüler deutlich, dass sie die Folgen der Klimaerhitzung tragen werden, allerdings nicht die Verursacher sind. Die Referenten mahnten einerseits eine sehr viel entschlossenere Politik an; daneben darf nicht das übersehen werden, was jeder im Alltag tun kann: Theo Felber stellte heraus, dass der Klimaschutz mit der täglichen Wahl der Verkehrsmittel anfängt und dass auch die Wahl der Lebensmittel und der Verpackung eine Rolle spielen. Er ermunterte die junge Generation, sich mit ihren Anliegen direkt an die Stadt zu wenden und klar bessere Radwege oder bessere Busverbindungen zur Schule zu fordern. Jürgen Eiselt unterstrich, dass mit der Solarwende und einer nachhaltigen Wirtschaft große Chancen, mehr Freiheiten und nicht zuletzt eine enorme Kostenersparnis verbunden sein werden.
Alle Referenten waren sehr interessiert daran, von den Schülerinnen und Schülern zu erfahren, was junge Menschen von der Politik bzw. von den Medien erwarten, welche Schritte sie vorschlagen. Auch Sibylle Möller, die die Faire Woche auf Kreisebene organisiert und die zweite Veranstaltung verfolgte, fragte abschließend die Anwesenden, was sie sich von den politischen Institutionen wünschen, damit sie sich engagieren: Alle Freiwilligen, die sich für eine Klimawende bzw. den Fairtrade-Kreis engagieren wollen, sind also herzlich willkommen. – Nicht nur die Türen des Kreishauses in Dietzenbach stehen jungen Leuten immer offen; auch die Fairtrade- und die Klima-AG der Schule freuen sich über jede Beteiligung.
Während der Fairen Woche wurden in der Mensa Fairer Kaffee ausgeschenkt; in der Pausenhalle wurden faire Bananen, faire Schokolade oder faire Limonade zum Verkauf angeboten. Eine Info-Ausstellung zum Thema Fairer Handel komplettierte das Aktionspaket. Es bleibt nun zu sehen, was die Schülerinnen und Schüler konkret aus den Vorschlägen machen. Auch wenn derzeit die Außenfassade des Schulgebäudes saniert und das Schulgelände zum Teil einer Baustelle gleicht, sind alle aufgerufen, vor Ort durch Müllvermeidung, Stromsparen und bewusstes Verhalten den Klima-/Umweltschutz voranzutreiben.