Auf den Spuren von Don Quichote – das Geodome-Projekt in der Mancha

Vom 24.3. bis 7.4.2022 haben Schüler der BOJ der Max-Eyth-Schule im Rahmen des Erasmus-Plus-Programms in Tomelloso, etwas südlich von Madrid in der Mancha gelegen, eine Geodome-Pergola aufgebaut. Die halbkugelförmige Holzkonstruktion, die auch mit wohlriechenden Jasmin-Pflanzen begrünt wurde, wird im Sommer auf dem Außengelände der AFAS, einer Behindertenwerkstatt/Förderschule, Schatten spenden.

Das Projekt, das nach der langen Corona-Phase endlich realisiert werden konnte, hatte einen langen Vorlauf; der Kontakt mit der spanischen Schule und der „Auslandsarbeitseinsatz“ für die Schüler wurden schon lange an der Max-Eyth-Schule vorbereitet. Auch von technischer Seite waren Vorarbeiten nötig: Neben Entwürfen wurden kleinere Holzkonstruktionen mit dünnen Hölzern angefertigt. (An einem kleineren Holzlatten-Modell wurden im März in der hessischen Heimat Friedensbotschaften und Schülerreaktionen auf den Ukraine-Krieg geheftet.) Die Konstruktion in Tomelloso auf dem Schulgelände der AFAS hat mit 9 Metern Durchmesser und 4 Metern Höhe ungleich größere Ausmaße. Das Experiment des Transfers und der Vergrößerung der Konstruktion war erfolgreich. Geeignete große Zaunpfähle hatte man an der spanischen Schule schon gesammelt. Sie waren dann nur noch zurechtzuschneiden. Dicke Plastikrohrscheiben-Elemente wurden als Verbindungsstücke genutzt, so dass das Holz zu einer Kuppelkonstruktion zusammengefügt werden konnte.

Die Schülerinnen und Schüler bauten mit ihren Lehrern David Distelmann und Andreas Gaul in den ersten Tagen sehr fleißig an der Konstruktion; ein stabiles Fundament, das nicht zuletzt vor schneller Verwitterung schützt, war auch noch zu bauen; die Arbeit ging in großen Schritten voran, wie auch auf einigen Video-Mitschnitten zu sehen ist (https://twinspace.etwinning.net/96795/pages/page/2285021 (Seite)). Es sollte auch Zeit für kleinere Exkursionen ins Umland sein. Schließlich hatte die gastgebende Schule für die deutschen Gäste auch ein Programm vorbereitet, das Einblicke in die spanische Kultur und Lebensweise vermitteln sollte.

Schließlich wurde eine große Einweihungsfeier gefeiert, eigentlich ein Richtfest. Nun ist noch etwas Geduld nötig; die gemeinsam in die Erde gebrachten Kletterpflanzen, sollen die Kuppel-Konstruktion zu einem belebten Mikro-Ökosystem machen. An der Max-Eyth-Schule ist man auf neuere Fotos aus Spanien gespannt. Die spanischen Schülerinnen und Schüler haben die Geodome-Pergola jedenfalls sofort begeistert angenommen. Das Geo-Dome-Projekt weckte schließlich das Interesse der regionalen Presse und Fernsehsender; Aufnahmen und Interviews wurden gegeben. Die imposante Konstruktion lockte auch sonst viele Nachbarn an.

Für die Max-Eyth-Schüler bedeutete der Spanien-Aufenthalt herzliche Begegnungen und unvergessliche Eindrücke. Es gab auch allen Grund, sich mit der besonderen Umgebung näher zu befassen. Schließlich ist die Mancha als Handlungsort des Cervantes-Romans „Don Quichote“ weltberühmt. Es galt also den Genius Loci zu spüren und bewusst wahrzunehmen. Die Tage verflogen und der Abschied fiel schwer.

Die Geodome-Pergola steht auch für eine bleibende Verbindung. Nach Platon suchen die Halbkugeln ihr Pendant, eine Verbindung. In dem bekannten Gleichnis aus dem „Symposion“ erläutert Platon mit der Halbkugel-Form die Macht des Eros, der Leidenschaft, die nach Einheit, zur Kugelperfektion strebt. In diesem Jahr wird eine andere Schüler-Gruppe der Max-Eyth-Schule noch an einer weiteren spanischen Schule eine ähnliche Geodome-Konstruktion errichten.

Wie die Schüleraustausch-Projekte Kontakte stiften, die vertieft und erhalten werden wollen, so symbolisiert die Halbkugel die Suche nach Ergänzung und die Gewissheit, dass es europäische Partner gibt, die das eigene Lernen vervollständigen, bereichern und ergänzen.

Der Kontakt zwischen MES und AFAS wird nicht abbrechen. Schule kann Grenzen überschreiten; „Platon meets Don Quichote“. Die Initiatoren des Projekts Andreas Gaul und David Distelmann sind davon überzeugt, dass ihre Projekte Verbindungen stiften und lange nachwirken:

Neues entsteht, indem Altes (vorhandenes Material, bestehende Ideen, alte Konzepte) rekombiniert und variiert wird: Rekombinationen finden sich in allen künstlerischen/architektonischen, geisteswissenschaftlichen oder auch pädagogischen Verfahren: Platon mag seinerzeit mit seinem Idealstaatsentwurf in Syrakus/Süditalien gescheitert sein (er wurde vom dortigen Tyrannen anschließend auf dem Sklavenmarkt verkauft und nur durch Zufall erkannt und wieder freigekauft). In Spanien (und in Hessen) fallen seine „Symposion“-/Eros-Halbkugel-Ideen auf fruchtbaren Boden und entfalten eine Wirkung, die nicht nur Don-Quichote und seine Epigonen in Staunen versetzen. 

Eine besondere Ehre wurde den teilnehmenden Schülern schließlich am Mittwoch, den 1. Juli 2022 zuteil. Landrat Oliver Quilling überreichte den sechs Jungs der Max-Eyth-Schule ihre Europapass-Zeugnisse für das das erfolgreich durchgeführte Geodome-Projekt in Spanien (Foto).