#QuABBfragt – „Eine Ausbildung kann man ja nicht einfach weg- oder weiterklicken.”

#QuABBfragt: Wolfgang Potoczny und Bernd Wiegand
Ausbildungs-/Bildungsberater IHK Offenbach

Zusammen bringen es Wolfgang Potoczny und Bernd Wiegand auf mehr als 32 Jahre Beratererfahrung bei der IHK in Offenbach. Sie haben unzählige Gespräche mit Auszubildenden und Ausbildern geführt und kennen sich auch sonst ziemlich gut mit allen Themen rund um die duale Ausbildung aus. Grund genug für QuABB, den beiden Ausbildungsberatern kurz und knapp fünf Fragen zu ihren Aufgaben und zu häufig gemachten Fehlern in der Ausbildung zu stellen.

 

Das Gebäude der IHK in Offenbach (Fotos: Mit freundlicher Genehmigung IHK Offenbach)
  1. Was sind eigentlich die Aufgaben eines Ausbildungsberaters bei der IHK Offenbach?
    Wolfgang Potoczny:
    Wir wachen darüber, dass das Berufsbildungsgesetz eingehalten wird. Dabei geht es auch darum, die Qualität des dualen Bildungssystems gegenüber jungen Menschen und Ausbildungsbetrieben zu fordern und zu fördern. Und: Wenn Spannungen zwischen den Ausbildungspartnern auftreten, greifen wir unterstützend ein. Bernd Wiegand: Natürlich kümmern wir uns auch darum, ob ein Betrieb ausbilden darf. Im schlimmsten Fall kann ja sogar die Ausbildungsberechtigung entzogen werden. Das A und O einer gelingenden Ausbildung ist, dass die Ausbildungsinhalte in den Betrieben auch vermittelt werden können.

  2. Welche Tipps geben Sie Auszubildenden zu Beginn ihrer Ausbildung?
    Potoczny: Wichtig ist ganz grundsätzlich, dass sich Auszubildende an Regeln im Betrieb und in der Berufsschule halten! Sie sollten aber auch den Ausbildungsrahmenplan stets griffbereit haben, um so den Ausbildungsverlauf im Blick zu behalten. Wiegand: Die Schulzeit ist vorbei und es kommt ein neuer Lebensabschnitt – und dafür gibt es ja sogar auch noch Geld! Also: ich muss eine gewisse Leistung erbringen und mich an Regeln halten. Und: Man sollte sich auch nicht zu schade sein, die eine oder andere unliebsame Aufgabe zu übernehmen.

  3. Und was empfehlen Sie Ausbildern?
    Potoczny: Wichtig ist es, dass der Ausbildungsrahmenplan beachtet und sukzessive abgearbeitet wird. Ich sehe aber auch, dass die Erwartungen von Ausbildern – insbesondere am Anfang der Ausbildung – teilweise im starken Widerspruch zu der Lebensrealität junger Menschen stehen. Und: Manche Ausbilder warten außerdem zu lange ab und setzen von Anfang an keine klaren Grenzen. Wiegand: Es ist aber auch ganz wichtig, dass Auszubildende sich willkommen fühlen. Dazu gehört zum Beispiel, dass sich Ausbilder zum Ausbildungsbeginn einige Gedanken machen und Vorbereitungen treffen. Ausbildungsverantwortliche sollten verstehen, dass heutige Auszubildende ein anderes Werteverständnis und andere Erwartungen an die Ausbildung haben. Und es stimmt: manchen Auszubildenden wird – besonders am Anfang der Ausbildung – zum Teil zu viel an Verantwortung übertragen. Das können viele noch gar nicht stemmen!

  4. Was sind die häufigsten Gründe dafür, dass sich Auszubildende an sie wenden?
    Potoczny: Meistens wenden sich Auszubildende an uns, weil sie sich nicht gerecht behandelt fühlen. Häufig wollen sie aber auch wissen, ob Abmahnungen oder dergleichen gerechtfertigt sind. Ich freue mich immer besonders, wenn Auszubildende ihre Beschwerden mit einem Blick auf den Ausbildungsrahmenplan begründen können. Wiegand: Oft haben Azubis den Eindruck, dass die Ausbildungsinhalte nicht vermittelt werden. Aber: Vielfach gehen auch die wildesten Gerüchte um – da ist viel gefährliches Halbwissen im Umlauf! Besser ist es zum Beispiel, vorher nochmal kurz bei der Kammer nachzufragen.

  5. Zum Schluss: Welche vermeidbaren Fehler werden im Rahmen der Ausbildung immer wieder gemacht?
    Wiegand:
    Es werden von Auszubildenden oft Sachen erwartet, die ihnen vorher nicht erklärt worden sind. Der Auszubildende muss zwar Anweisungen folgen, aber: er ist kein Knecht. Ich empfehle außerdem mal eine Nacht über die Probleme zu schlafen, bevor die Situation eskaliert. Potoczny: Treten Probleme auf, ist es sinnvoll, diese von Anfang an zu protokollieren. So erhält auch der Außenstehende unter Umständen einen schnellen Einblick in die möglichen Problemursachen. Hinzu kommt: Alle sollten verstehen, dass sich die Berufswelt stark geändert hat – und zwar auf beiden Seiten. Es gibt eine gewaltige Informationsflut: Durch die neuen Medien hat sich eine Schnelllebigkeit entwickelt, die jungen Menschen das Durchhaltevermögen nimmt. Merke: Eine Ausbildung kann man ja nicht einfach weg- oder weiterklicken.

    Vielen Dank für das Gespräch. Die Fragen stellte der QuABB Ausbildungsbegleiter Miguel Escosa Jung

Quabbfragt_11_22_3

Wolfgang Potoczny
Jahrgang 1963
Ausbildungs-/Bildungsberater seit: 2006
Tel./Mail: 0 69 8207–335 / potoczny@offenbach.ihk.de
Top-Tipp: „Grundsätzlich an die Regeln halten!“

Quabbfragt_11_22_4

Bernd Wiegand
Jahrgang 1966
Ausbildungs-/Bildungsberater seit: 2007
Tel./Mail: 0 69 8207-324 / wiegand@offenbach.ihk.de
Top-Tipp: „Im Zweifel einfach bei der Kammer nachfragen!“