Nach den Experten des Klimagipfels von Glasgow ist eine Versiebenfachung der Anstrengungen des Klimaschutzes nötig, wenn die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzt werden soll. So besuchte die Klimagruppe der Max-Eyth-Schule am 18. November 2021 den Landrat des Landkreises Offenbach, Herrn Oliver Quilling, in seinem Amtssitz in Dietzenbach, um ihre konkreten Klima-Anliegen vorzutragen. Neben den Lehrern Matthias Wallich und Florian Kraft, die die Federführung in der Klimagruppe innehaben, waren auch die Schülersprecherin und die Schulleiterin der Schule für Erwachsene Dreieich (SfE3e) mit dabei. Als weitere Vertreterin des Kreises nahm Frau Dr. Andrea Schaub, die Leiterin des Fachdienstes Gebäudewirtschaft, am Gespräch teil.
Die Schülervertretung bat zunächst den Landrat, sich für die Installation einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des HLL einzusetzen und auf ein Gesamtkonzept wertzulegen, das die gesamte Dachfläche optimal ausnutzt. Schließlich ist das Dach nicht verschattet und scheint für eine vollständige Solarnutzung ideal. Auf dem älteren, kreiseigenen Schulgebäude des HLL soll – so die Pläne des Kreises – nach einer Renovierung auch eine Solaranlage installiert werden. Eine Koordination mehrerer Solaranlagen erscheint daher ohnehin nötig.
Wie schon zuvor überregionale Schülervertretungen plädierten die Schülerinnen und Schüler für ein System der Mülltrennung, in dem zumindest Papier und Wertstoffe (Plastik-Flaschen/Metall-Dosen) vom Restmüll getrennt werden. Herr Quilling meinte dazu, dass das Thema auch im Kreistag diskutiert werde und der Müllentsorger eine maschinelle Mülltrennung zusage. – Im Verwaltungstrakt der Schule werden bereits Pappe und Papier gesondert gesammelt/abtransportiert; diese Mülltrennung müsste nach Auffassung der Schüler lediglich auf den Gebäudekomplex ausgeweitet werden; Papier wird ja häufig im Restmüll zusätzlich verschmutzt, so dass es danach für einen Recyclingprozess wenig geeignet erscheint.
Das Anliegen, bei der Anschaffung der Solarmodule, aber auch beim Kauf schulischer Geräte (wie Computer) auf eine nachhaltige, faire Liefer- und Produktionskette zu achten, wurde ebenfalls positiv aufgenommen; hier riet der Landrat, sich direkt an die künftige Betreiberfirma der Solaranlage zu wenden und dort nachzufragen. – Es gibt nach SV-Aussagen Alternativen zu chinesischen Solarmodulen, die unter Zwangsarbeit aus Xingjiang (etwa bei der Lithiumförderung) hergestellt sind. Die Berichte und Videos von Zwangslagern für Uiguren hatten die Schülerinnen und Schüler schockiert. Bei Apple-Geräten sind die extrem menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen bei Foxconn, einer taiwanesischen Firma, die auch für andere bekannte Marken Elektronik-Produkte und Computer montiert, schon seit Jahren bekannt. Solche ausbeuterischen Zustände stellen nach Auffassung der Klimagruppe den Kauf und die sorglose Nutzung der Geräte infrage.
Ein letztes großes Gesprächsthema waren die Energieeinsparpotentiale des HLLs. An dieser Stelle schlug die SV vor, die Kreisleitung solle darauf drängen, alle Möglichkeiten der Reduktion der Heiztemperatur auf den langen Gängen des Schulgebäudes oder in unbenutzten Räumen wahrzunehmen. – Eine bessere Temperaturregelung, eine stärkere Temperaturdrosselung am Wochenende und in den Ferien wurde angemahnt. Ähnliches wurde für die Reduktion der Rechnerlaufzeiten vorgebracht. Mittlerweile dauert das Hochfahren der Rechner weniger als eine Minute, deutlich kürzer als der anschließende Anmeldeprozess. Man könnte also gerade die pauschalen Rechnerlaufzeiten, die Kernlaufzeit der Computer, vor allem in den Computerräumen mit vielen Schüler-PCs, im großen Stil reduzieren. Bei der großen Anzahl von Rechnern und Beamern in den Räumen des HLL ergeben sich große Einsparmöglichkeiten, die genutzt werden müssen. Die Klimagruppe regte auch die Einrichtung einer Klima-Task-Force an; schließlich gibt es ungenutzte Einsparpotentiale nicht nur auf dem Hessencampus in Dreieich-Sprendlingen.
Zum Ende des Gesprächs wurden Landrat Quilling noch die Beschlüsse des Landesschülerrats überreicht; das Gespräch fand in einer sehr angenehmen Atmosphäre statt. „Die Schüler freuten sich über das Interesse der Kreisleitung; auch das Ansinnen, künftig einen Teil des Schulgeländes zu renaturieren, wurde sehr positiv aufgenommen. Nun gilt es wieder, mit der Umsetzung der Klimaideen vor Ort weiterzumachen“, resümiert Matthias Wallich den Besuch bei Landrat Oliver Quilling.
Die MES-Schülersprecher und ihre SV-Lehrer auf der Dachterrasse des Kreishauses, von links nach rechts: Leonardo Lorenz, Ismail Gencyigit, Rim Ogbaghebriel, Bernadette Bork (Schulleiterin der SfE), Ahlam Azzagnuni (SfE-Schulsprecherin), Dr. Andrea Schaub (leitende Juristin des Fachdienstes Gebäudewirtschaft), Matthias Wallich, Landrat Oliver Quilling, Florian Kraft.